Westcoast Trails – Teil 10 – San Francisco – Back to the roots 

Dies ist Teil 10 von 10 der Geschichte „Westcoast Trails“

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San Francisco

Der Morgen, an dem wir Monterey verließen, war kühl und klar. Dünne Nebelschwaden lagen über dem Wasser, und der Hafen roch nach Salz, Algen und Diesel von den Fischerbooten, die schon wieder draußen waren. Der Highway 1 führte uns noch einmal an kleinen Buchten vorbei, in denen Möwen kreischten und ein paar Surfer geduldig auf ihre Wellen warteten.

Als wir die ersten Vororte von San Francisco erreichten, wurde es still im Jeep. Wir redeten kaum, bis sich die Golden Gate Bridge vor uns aufbaute – diesmal nicht im Nebel, sondern im gleißenden Morgenlicht. Toni lehnte sich leicht nach vorne, starrte aus dem Fenster, ein kleines, zufriedenes Lächeln auf den Lippen.

„Und jetzt?“ fragte sie leise.

„Jetzt genießen wir noch zwei Tage“, sagte ich.

Unser Airbnb lag in North Beach, über einem italienischen Café. Die Holztreppe knarzte, und sobald wir die Fenster öffneten, strömte der Duft von Espresso und frischem Gebäck herein. Wir stellten unsere Taschen ab, zogen nur schnell die Schuhe aus und machten uns sofort auf den Weg in die Stadt.

Wir verbrachten den ersten Nachmittag wie Touristen, die wissen, dass ihnen die Zeit davonläuft: Pier 39 mit den Seehunden, die auf ihren Plattformen lagen und sich gegenseitig wegdrängten. Ein kurzer Abstecher nach Chinatown, wo rote Lampions über den Straßen hingen und es nach gebratenem Knoblauch roch. Ein letzter Spaziergang am Wasser entlang bis zum Fisherman’s Wharf, wo wir in einem kleinen Laden Clam Chowder im Brotlaib bestellten.

Gerade als wir am Abend in der Golden Hour zurück zum Apartment liefen, klingelte Tonis Handy. Sie ging ran, hörte kurz zu – und riss die Augen auf. „Nein! Ihr seid wirklich hier?“

Ich sah sie fragend an. Sie grinste. „Mara und Lukas. Die sind gerade gelandet. Spontan. Wegen einer geplatzten Tour.“

„Du verarschst mich.“

„Nein. Und rate mal, wer in unserem Viertel ein Hotel genommen hat.“

Keine Stunde später standen Mara und Lukas vor unserer Tür, beide mit noch halb gepackten Rucksäcken. „Wir dachten, wir crashen euch einfach die letzten Tage“, grinste Lukas.

„Offensichtlich erfolgreich“, sagte ich und zog sie rein.

Wir liefen zu viert zum Coit Tower, sahen die Stadt im goldenen Licht von oben, fuhren mit der Cable Car vom Powell Street Turnaround bis Fisherman’s Wharf, hingen halb aus dem Wagen wie Kinder. Toni und Mara entdeckten einen kleinen Marktstand mit handgemachten Ohrringen und verbrachten dort zwanzig Minuten, während Lukas und ich an der Ecke Kaffee tranken und ihnen zusahen.

Abends saßen wir im Golden Gate Park auf einer Decke, mit Pizza aus einem kleinen Laden um die Ecke. Es wurde schnell kühl, der Nebel kroch über die Wiesen, und irgendwann zogen wir alle Jacken an, die wir dabei hatten.

„Weißt du, Jonas“, sagte Lukas, während er sich ein zweites Stück Pizza nahm, „ihr habt da schon ’ne ganz schöne Route hingelegt.“

„Ja“, grinste Toni, „und wir haben’s überlebt. Meistens.“

Am nächsten Morgen wollten wir noch mal an den Ocean Beach. Der Himmel war klar, das Wasser tiefblau, und wir spazierten stundenlang am Rand der Wellen. Wir sprachen über Monument Valley, den Antelope Canyon, San Diego, LA – all die Orte, die wir gesehen hatten, jeder erinnerte sich an andere kleine Details.

„Ich hab immer noch den Staub von Nelson in den Schuhen“, meinte Mara lachend.

„Beweisstück“, sagte Lukas und zog tatsächlich ein paar Sandkörner aus seiner Jackentasche.

Nachmittags fuhren wir gemeinsam hoch zu den Twin Peaks. Der Wind war so stark, dass Toni und Mara ihre Haare ins Gesicht geweht bekamen und aussahen wie in einem Werbespot. Die Stadt lag zu unseren Füßen, und wir standen einfach nur da und sahen zu, wie die Sonne langsam Richtung Meer wanderte.

Am Abend gab’s ein letztes gemeinsames Essen in einem kleinen italienischen Restaurant in North Beach. Kerzen auf dem Tisch, Rotwein, Stimmengewirr. Wir redeten über mögliche nächste Reisen, machten halbe Pläne, die wahrscheinlich nie genauso passieren würden – aber vielleicht eben doch.

Der nächste Morgen kam zu früh. Wir packten unsere Taschen, gaben den Schlüssel beim Café unten ab, und Mara und Lukas bestanden darauf, uns zum Flughafen zu fahren. Der Weg dorthin war ruhig, nur unterbrochen von ein paar Witzen über zu viel Gepäck und das Chaos am Check-in.

Als wir schließlich durch die Glastüren Richtung Sicherheitskontrolle gingen, winkten uns die beiden noch lange hinterher. Toni drehte sich zweimal um, winkte zurück, und ich wusste, dass wir diese Leute nicht aus den Augen verlieren würden.

Kurz bevor wir um die Ecke bogen, rief Lukas: „Bis zum nächsten Roadtrip!“

Ich hob die Hand und rief zurück: „Auf jedenfall, das müssen wir wirklich machen!“

Toni schaute mich verwundert an. „Das sind ja ganz neue Seiten von dir, der Trip hat dich verändert“, lachte sie. 

Als wir am Gate saßen, schaute Toni durch die letzten Bilder die sie gemacht hatte. Irgendwann blickte sie hoch und fragte: „würdest du es wieder machen?“ „Den Roadtrip? Oder mit dir?“ „Beides“ sagte sie und schaute mich erwartungsvoll an. 

„Jeden verdammten Kilometer!“

Toni grinste, gab mir einen ehrlichen Kuss und hakte sich bei mir ein. „Genau so.“


Die Geschichte „Westcoast Trails“ ist vorbei. Vielen Dank fürs dran bleiben und lesen. Ich hoffe, dir hat es gefallen und du konntest eintauchen und den Roadtrip miterleben. Ich freue mich über Kommentare hier auf dem Blog oder bei Instagram

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